Eine Herzensangelegenheit

Von kleinen Sternenkindern und Tapferen Knirpsen...

Nachdem ich nun schon länger fotografiere und sich meine Fotos sehen lassen können, war es mir ganz wichtig mich als Fotografin bei den Organisationen "Dein Sternenkind" und "Tapfere Knirpse" listen zu lassen.

 

Wie einige vielleicht wissen, hat es das Schicksal nicht immer leicht mit uns gemeint. Für alle anderen möchte ich kurz davon erzählen, damit ihr versteht, warum mir dieses Engagement besonders am Herzen liegt.

 

Bevor wir unseren beiden wundervollen Jungs ein Zuhause schenken konnten, standen Jahre voller Verzweiflung und unerfüllten Hoffnungen. Schon früh wussten wir, das wir zusammengehören und eine Familie gründen möchten. Bereits mit 21 Jahren haben mein Mann und ich geheiratet und angefangen unser Haus zu bauen. Und dieses wollten wir von Anfang an mit Kinderlachen und dem Trappeln kleiner Füsschen füllen. Deswegen haben wir schon im jungen Alter von 23 Jahren, direkt zum Einzug ins neue Haus mit der Verhütung aufgehört. Doch aus unseren Träumen, Wünschen und Hoffnungen wurde ein langer und beschwerlicher Weg, der uns einiges abverlangt, uns aber auch eng zusammen geschweißt hat. Nach 6 Jahren Kinderwunschbehandlung und immer wieder Hoffnung war es endlich soweit, ich war schwanger. Doch in der 28.SSW der Schock - unsere ungeborene Tochter hat eine Zwerchfellhernie und ob sie nach der Geburt überleben wird, kann uns keiner sagen.


Nach 12 Wochen voller Angst und Verzweiflung, aber auch intensiver Nähe und Hoffnung kam unsere Tochter dann pünktlich zu ihrem errechneten Geburtstermin am 06.12.2004 zur Welt - um sie nach 46 Minuten wieder zu verlassen...

 

Gottseidank hatten wir eine Kamera dabei und machten viele Fotos von ihr und von uns als Familie. Wie kostbar diese Erinnerungen für uns sein werden, können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht abschätzen.


In der Zeit danach ist alles wie in Watte. Obwohl wir Menschen haben, die sich um uns kümmern, fühlen wir uns oft unverstanden, missverstanden, sind superdünnhäutig auf jede unbedachte Äußerung...

Als mein Mann dann wieder arbeiten geht, suche ich Halt und Zuspruch in Internetforen für Eltern, die ein Kind verloren haben. Dort treffe ich auf andere Sterneneltern, die ähnliches erlebt haben. Und fühle mich dort verstanden. Hier kann ich meine Trauer ganz ungefiltert und ohne Angst loswerden, von meiner unendlichen Verzweiflung und meinem Schmerz schreiben - aber auch Hoffnung, Zuspruch und Trost erfahren. Und so gewinnt die Zuversicht und Lebensfreude mit der Zeit immer mehr die Oberhand. Ich bin anders, aber ich lebe und ich werde mit meinem Kind tief im Herzen mein Leben weiterleben (müssen). Und ich habe für mich entschieden, dieses Leben wird glücklich und erfüllt sein!

 

Ein Jahr später werde ich noch einmal schwanger, aber auch diesem Kind ist kein Leben auf dieser Welt bestimmt. Unser Krümelchen verlässt seine sichere Höhle in meinem Bauch in der 11.SSW.

 

Wer mehr von unseren Sternenkindern wissen möchte und wie wir damit umgegangen sind, kann dies gerne auf der Homepage unserer Engel http://engel-madleen.beepworld.de nachlesen.

 

Für alle Anderen sollte diese kurze Zusammenfassung nur zeigen, warum ich mich bei den beiden am Anfang genannten Organisationen habe als Fotografin registrieren lassen. Und warum ich es für so wahnsinnig wichtig halte, das Eltern von besonderen Kindern und Sternenkindern schöne Fotos bekommen von ihren Kindern. Oft sind es die einzigen oder zumindest ein paar von den wenigen schönen und unwiderbringlichen Erinnerungen. Sie helfen bei der Trauerarbeit, wenn man Abschied nehmen muss. Und zeigen einem in schweren Zeiten, das ist mein Kind, wir sind eine Familie, wir gehören zusammen und wir sind glücklich und dankbar für dieses Kind, auch wenn es mit Schmerz und Entbehrungen verbunden ist...

 

Ich habe von vielen Sterneneltern in diesen Foren lesen müssen, das sie kein Foto von ihrem Kind haben oder nur ein verwackeltes, unscharfes Foto von der Klinik gemacht wurde. Und ich habe gespürt, wie sehr diese Eltern darunter leiden. Man vergisst so schnell die kleinen Details, die jedes Kind einzigartig macht. Und nur weil die sichtbaren Erinnerungen verblassen, lässt noch lange die Trauer nicht nach. Im Gegenteil - dadurch verliert das Kind, das doch UNSER Kind war, im Umfeld immer mehr an Bedeutung. Es hat für die Außenwelt noch nicht wirklich existiert, hat für das Umfeld vielleicht einen Namen, aber kein Gesicht. Doch es war UNSER Kind. Es war mit Hoffnungen und Wünschen verbunden, die nun geplatzt sind und eine große Leere im Herzen hinterlassen haben, die nichts und niemand jemals ersetzten kann. Es bleibt für immer unser Kind, aber es ist von einem Kind der Hoffnung zu einem Kind der Trauer geworden. Diese Trauer und der Schmerz um den Verlust bleiben für immer, auch wenn sie mit der Zeit verblassen. Wenn es nicht so wäre, würde auch die Liebe verschwinden, die wir unseren Kindern entgegenbringen und die Teil unseres Herzens ist, solange wir leben.

 

In diesen Foren haben wir auch viele liebe Menschen kennengelernt, die uns immer wieder aufgebaut haben in der ersten schweren Zeit, als man manchmal kaum Luft zum atmen hatte vor lauter Schmerz und Verzweiflung. Manche dieser Freundschaften dauern auch nach 10 Jahren noch über Entfernungen und lange Zeiten ohne Kontakt an. Doch wenn man sich wiedersieht, dann ist es als wenn man sich erst vor kurzem gesehen hat. Und wir sind dankbar für die Menschen, die diesen Weg mit uns gemeinsam gegangen sind und immer noch Teil unseres Lebens sind.

 

Mit einer dieser Familien hat es das Schicksal besonders hart gemeint. Nach dem Verlust ihrer beiden Kinder haben sie sich, wie wir auch, für die Adoption eines Kindes entschieden. Dadurch haben sie eine wundervolle Tochter bekommen, ihr ganzes Glück. Und kurz nach der Adoption ihrer Tochter schien es, als würde ihr Glück doch noch mit einem leiblichen Kind perfekt. Nach einer unbeschwerten und unkomplizierten Schwangerschaft bekamen sie noch einen Sohn. Doch durch widrige Umstände und Probleme bei der Geburt hat ihr Sohn unter der Geburt einen Sauerstoffmangel erlitten und ist aufgrund dessen nun schwerstbehindert. Nach Aussage der Ärzte damals sollte er wahrscheinlich niemals sprechen und gehen können, er hat Epilepsie und Spastiken und noch einige andere Handicaps...

 

Letzte Woche haben sie uns nach Jahren wiedermal besucht. Bei einer Entfernung von ca. 450 km und jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen, da kann man halt nicht einfach mal so schnell zum anderen fahren. Aber was soll ich sagen über diese vom Schicksal so gebeutelte Familie... sie haben ihr Leben mit allem angenommen, was kam und sich darauf eingestellt und sie sprühen vor Lebensfreude!


Und der kleine Kämpfer Dominik hat es allen gezeigt, was er alles erreichen kann mit Unterstützung seiner Familie und das er sich nicht unterkriegen lässt. Er kam mir an der Hand der Mama entgegen gelaufen und hat mich gleich mit einem lieben Hallo begrüßt. Dann hat er mir gleich erzählt, das er ein Rockstar ist und jetzt gleich ein Konzert geben muss. Und ist dann ohne Hilfe in unserem Wohnzimmer weitergelaufen und hat erstmal alles erkundet. Was ein tapferer kleiner Kerl. Er hat in den paar Tagen nicht nur unser Haus gerockt, sondern besonders mein Herz...

 

Und natürlich habe ich der Familie nur zu gerne den Wunsch nach einem Shooting bei mir gewährt. Besonders der kleine Rockstar hat super mitgemacht und sich rießig gefreut über die schönen Fotos für seine Autogrammkarten ;)

 

Aber schaut einfach selbst. Ich glaube, diese Fotos sagen mehr als tausend Worte und man sieht die Lebensfreude, die diese Familie ausstrahlt in jedem Foto.

 

 

Ich hoffe, ihr versteht jetzt, warum mir das so wichtig ist und warum ich euch davon erzählen musste.

 

Und wer weiß, vielleicht liest das hier ja ein(e) Fotograf(in) und sagt: "WOW, ja, toll... wo kann ich mich anmelden..."

Wir sind noch lange nicht genug Fotografen um alle Familien mit schönen Fotos zu versorgen, ohne das es für einzelne Fotografen zuviel wird und sie immer wieder zu Einsätzen fahren müssen. Irgendwann haben wir hoffentlich ein flächendeckendes Netz und genug Fotografen überall in der Nähe einer Familie, der solch ein schweres Schicksal auferlegt wird.

 

Oder es hat euch so sehr bewegt, das ihr die eine oder andere Organisation gerne unterstützten möchtet, auch wenn ihr selbst kein Fotograf seid. Die Fotografen arbeiten zwar alle ehrenamtlich, aber für Flyer, Öffentlichkeitsarbeit usw. wird natürlich immer auch Geld gebraucht. Und jeder Euro kann dazu beitragen, das betroffene Eltern - egal ob von einem Sternenkind oder einem besonderen Kind - von den Organisationen erfahren und dadurch unbezahlbare und kostbare Erinnerungen von ihrem Kind zu bekommen.

 

Und noch eine weitere Organisation möchte ich euch vorstellen, von der ich erst diese Woche erfahren habe. Hier nähen Frauen aus alten Brautkleidern kleine "Himmelskleidchen" für die (Not)Taufe und den Abschied von früh- und totgeborenen Kindern, in welchen sie dann auch beigesetzt werden und dazu passende Erinnerungsstücke, die ihre Eltern zu ihren kostbaren bleibenden Erinnerungen legen können.

 

Daher hier einfach mal die Links zu den Organisationen:

Schaut euch einfach die Seiten an und macht euch euer eigenes Bild über die einzelnen Organisationen. Jede einzelne von ihnen ist es wert unterstützt zu werden.

 

Und natürlich könnt ihr die Organisationen auch einfach dadurch unterstützten, das ihr davon erzählt, die Seiten auf Facebook und Co. teilt, meinen Blogeintrag weiterempfehlt usw.

 

Euch Allen wünsche ich, das ihr diese Organisationen hoffentlich niemals brauchen werdet. Das eure Familie glücklich und unbeschwert durchs Leben gehen kann. Das ihr das große Glück, gesunde Kinder zu haben, voller Dankbarkeit annehmen könnt und zu schätzen wisst. Und das ihr Verständnis für Eltern habt, die für ihre Kinder kämpfen, sie täglich unterstützen müssen oder mit Wehmut hoch zu den Sternen schauen...

 

Alles Liebe,

Eure Caro

 


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